
15 März Château Yquem 2022
Yquem 2022 wurde vorab von yvesbeck.wine alias Beckustator verkostet.
Interview mit Lorenzo Pasquini, Direktor vom Château Yquem
Der Jahrgang 2022 auf Yquem
„Im September war alles reif und wir träumten von einem frühreifen Jahrgang wie 2003 oder 2011“, erklärt Lorenzo Pasquini, der Direktor von Yquem. Doch es regnete nicht, also gab es noch keine Botrytis. Daher wurde im September praktisch nichts geerntet.
Botrytis breitet sich allmählich aus
„Der Oktober war relativ feucht, aber die Botrytis entwickelte sich bisher nicht in ausreichendem Maße. Ein starker, warmer Wind aus dem Süden ließ die Trauben am Wochenende des 15. Oktober austrocknen und konzentrierte sie. Somit lag die Temperatur im Weinberg am 18. Oktober bei 34 °C. Auf diese Weise konnten die Trauben den positiven Effekt der Botrytis aufnehmen.“
Der konzentrierteste nach 1945
Die Konzentration explodierte förmlich und das Ergebnis ist der am zweithöchsten konzentrierte Yquem der Geschichte nach 1945; Yquem 2022 hat 160 g/l Restzucker.
80 % Sémillon
Es galt, die Balance zu finden, ohne unbedingt viel Säure zu haben; Bitterkeit und Salzgehalt sind daher der Schlüssel bei Yquem 2022. Die Cuvée besteht zu 80 % aus Sémillon und zu 20 % aus Sauvignon Blanc. Der Großteil der Lese fand zwischen Sonntag, dem 16. und Samstag, dem 22. Oktober statt.
100 % neues Holz
Die alkoholische Gärung fand in Barriques statt, ebenso wie die Reifung, die, wie auf Yquem üblich, zu 100 % in neuem Holz erfolgt. Die Qualität des Holzes ist entscheidend und das Gerbstoffgehalt grundlegend. Der Wein wurde Ende Juli aus den Barriques gezogen und im September 2024 abgefüllt.
Verkostungsnotizen von Yves Beck
Château d’Yquem 2022
Elegantes, tiefgründiges Bouquet mit einer raffinierten Vielfalt, in der jede Komponente eine grundlegende Rolle spielt. Die Holznote zeigt sich auch mit Finesse, selbst bei 100 % neuem Holz, wie üblich, und einer 22-monatigen Reifung, wobei hier zu berücksichtigen ist, dass die Gärungen ebenfalls in Barriques stattfinden.
Nuancen von Nougat, Enzian, weißfleischigen Früchten, Bitternoten von Orangen sowie ein Hauch von Pampelmuse unterstreichen die Komplexität und Frische dieses Weines. Mit Luft gewinnt Yquem 2022 immer mehr an Komplexität. So zeigt er Wurzelnoten (Sellerie), Aromen von gebratener Ananas, Mirabellen und dann einen Hauch von Safran.
Der Wein ist dicht, cremig, tiefgründig und frisch. Letzteres verdankt er einer belebenden und saftigen Salzigkeit sowie feinen Bitternoten, die für Länge und Kellerreife sorgen. Das Ergebnis ist ein Yquem mit einer außergewöhnlichen Balance, der den zweithöchsten Zuckergehalt (160 g/l) nach 1945 in der Geschichte des Weinguts bestens in den Griff bekommt. 2027-2092 99/100
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