22 Sep Henri Valloton – vom Rebstock bis zur Verkostungstheke
Die verschiedene, weinbezogene, Berufsbezeichnung die man beim Besuch der Website von Henri Valloton findet, fassen seine Persönlichkeit perfekt zusammen: Erstens ist er ein
Winzer
Er geht in die Reben, er kennt jede seiner Parzellen, wahrscheinlich sogar jeden Weinstock persönlich. Er ist auch
Weinerzeuger
weil er seine Weine, seine „Kids“ grosszieht. Es sind seine Kinder, die er beim Erwachsenwerden beobachtet. Er hilft ihnen bei ihren Hausaufgaben, hört sich ihre Gedanken genau an und stellt sicher, dass sie nicht zu viel Unsinn machen…. zumindest nicht zu viel auf einmal! Und schließlich ist er ein
Kelterer
da er seine Produktion, seine Lagerbestände und die Abfüllung verwaltet! Ich möchte auch hinzufügen, dass er die Kunden empfängt und dass er seine Weine bei Verkostungen ausschenkt, weil er stolz auf sie ist… und das mit Recht! Ich denke, dass sowohl die Weine als auch der Winzer talentiert sind, und somit die Symbiose perfekt ist.
Während meines Besuchs in Fully konnte ich seine verschiedenen Weine probieren. Die Vielfalt, die unterschiedlichen Stilrichtungen und die Authentizität der präsentierten Weine überzeugten.
Didier Dagueneau, Païen und Durize
Liest man diese drei Namen, ist für die Meisten von uns Didier Dagueneau ein Begriff. Ein leider viel zu früh verstorbener Winzer. Henri Valloton und Dagueneau haben sich gekannt, und der Loire-Winzer hat es nicht verpasst wichtige Tipps an Valloton bezüglich Sauvignon Blanc zu geben.
Beim Païen wird es etwas schwieriger; es handelt um Savagnin Blanc, der im Wallis diesen Namen trägt. Im Oberwallis wird die Rebsorte „Heida“ genannt. Letztendlich rätselt man bei Durize… das war auch für mich eine Entdeckung. Es geht um eine Rebsorte die praktisch aus dem Wallis verschwunden war. Der namhafte Wissenschaftler José Vouillamoz konnte den unmittelbaren Zusammenhang zwischen Durize und Roussin nachweisen.
Verkostungsnotizen von Beckustator alias Yves Beck
Fendant Mazembroz 2016
Dieser Chasselas wurde seit seiner Entstehung ohne BSA, bzw. Biologischen Säureabbau, vinifiziert. Mazembroz ist ein Ort namens Fully. Goldgelb. Wunderschönes, florales Bouquet, mit viel Frische. Fruchtig und fein im Auftakt. Am Gaumen ist der Wein saftig, ausgewogen und frisch. Top Leistung. Jetzt bis 2023 90/100
Fendant Mazembroz 2018
Die Reben von Mazembroz sind etwa dreißig Jahre alt. Das Bouquet dieses Weins ist geprägt von Mineralik und würzigen Noten. Am Gaumen ist der Auftakt schmackhaft und sogar bissig. Schöne Balance, mit einer willkommenen Leichtigkeit und Spannung. Jetzt bis 2028 90/100
Petite Arvine 2018
Helles Goldgelb. Blumiges und mineralisches Bouquet mit Noten von Glycin und einem Hauch von Kräutern. Recht intensiver Auftakt, wo der Wein mit seiner Frische und seinem aromatischen Ausdruck bestens zur Geltung kommt. Diese Petite Arvine ist straff, saftig und mit einer aromastützenden Bitterkeit versehen in Finale. 2021-2038 92/100
Petite Arvine „Tradition“ 2018
Ausbau in 400l-Fässern. Wegen dem Frost, kelterte Henri Valloton nur ein Fass. Das Bouquet zeigt zwar seinen Ausbau, aber nicht auf invasive Weise. Ich nehme etwas Süßholz und exotische Noten wie Passionsfrucht und Lychees wahr. Im Gaumen hat der Wein Fülle und Spannung. Die olfaktorischen Eigenschaften werden gut widergeben und die Struktur stimmt den gesamten Gaumen frisch dank einem salzigen Touch. Ein Wein, der etwas Zeit, oder 30min im Decanter, verdient wenn man ihn in seiner Jugend trinken will. 2021-2038 91/100
Païen d’Enfer 2018
Helles Goldgelb. Von weißen Pfirsichen und Akazienblüten geprägtes Bouquet. Schmackhafter und leicht charmanter Auftakt. Der Wein ist lebhaft, saftig und rassig. Der Ausbau im Holz wird gut verkraftet und die Fruchtaromatik kann sich letztendlich durchsetzen, sowohl im Bouquet als im Gaumen. Salzige Noten im Abgang, langes Finale. 2021-2033 90/100
Sauvignon Blanc 2017
2017 war die Ernte sehr gering, infolge vom Frost. Goldgelbe Farbe. Elegantes, subtiles Bouquet mit roten Johannisbeeren und Pfefferminze. Feiner und einladender Auftakt. Die vorhandene Spannung sorgt für Balance und verleiht nicht nur Frische, sondern auch Struktur. Fruchtiger und anhaltender Abgang. Salzige Note. Jetzt bis 2027 90/100
Sauvignon Blanc 2018
Dieser Sauvignon Blanc stammt von zwei Parzellen, die Henri Valloton 1994 pflanzte. Nach seinem Treffen mit Didier Dagueneau 1991 entschied er sich, an und mit dieser Rebsorte zu arbeiten. Dagueneau empfahl ihn eine Baumschule, bei der er Klone erwerben konnte, die seiner Vision von Sauvignon Blanc gut entsprachen. Das Bouquet ist filigran, elegant und offenbart blumige Noten und seinen Ausbau. Die Vorspeise bringt die Kirche wieder in die Mitte des Dorfes! Tatsächlich erscheint der Wald überhaupt nicht, und es ist der Salzgehalt und die Spannung, die den Betrieb steuern. Was für ein Gleichgewicht und Frische. Großer Erfolg. 2020-2034 92/100
Cabernet Sauvignon 2016
Dichtes Granatrot mit Violettschimmer. Was für ein Bouquet! Intensiv fruchtig, von der würzigen Seite der Rebsorte geprägt und einladend. Im Gaumen ist der Wein schmackhaft und saftig. Auch da ist die Würze des Cabernet Sauvignons bestens vertreten. Die Tannine sind perfekt integriert und sorgen für ein gutes Rückgrat. Ein einladender Cabernet, fruchtig und anhaltend im Abgang. Jetzt bis 2023 88/100
Durize Combe d’Enfer 2018
Hier wurden 10% ganze Trauben bei der Gärung benutzt. Granatrot mit violetten Reflexen. Fruchtiges Bouquet mit Waldbeeren und Pfeffer. Schöner aromatischer Ausdruck am Gaumen. Viel Frucht, Saft und Finesse. Definitiv eine Entdeckung wert. 2020-2028 90/100
Gamay Vieilles vignes 2018
Granatrot mit hellviolettem Schimmer. Viel Frische und Frucht im Bouquet dieses Gamays. Leicht rauchige Noten. Im Gaumen ist der Wein schmackhaft, saftig und ausgewogen. Die Tannine sind perfekt eingebunden und die Struktur unterstützt die Gaumenaromatik bis zum Finale. Jetzt bis 2023 88/100
Merlot de Saxon 2018
Sand- und Kieselsteinböden. Dieser Merlot weiss es seine Frische und seinen Charme gut zu offenbaren. Die Nase ist einladend, fruchtig und von schwarzen Johannisbeeren geprägt. Feine Gaumenaromatik, sanfter Charakter. Die Tannine sind perfekt eingebunden und harmonieren mit der lebhaften und erfrischenden Struktur. Ein eleganter, feiner und schmackhafter Merlot. 2020-2032 91/100
Pinot Noir Vieilles Vignes 2017
67-jährige Reben. Der Wein wurde in 100% neuen Fässern ausgebaut. Helles Granatrot. Das Bukett ist noch immer vom Ausbau geprägt, aber die Frucht schafft es sich durchzusetzen. Am Gaumen verleiht die Struktur Frische und unterstützt die Aromatik optimal. Hier kommt der Ausbau im Holz kaum zur Geltung. Dieser Wein hat Potenzial, aber aufgrund seiner charmanten Seite, kann man davon ausgehen, dass er vorher getrunken wird. Ein recht charaktervoller Wein. 2020-2029 89/100
Pinot Noir de Saillon 2018
Die Stöcke dieser Parzelle wurden 1990 gepflanzt. Granatrot mit rubinroten Reflexen. Elegantes, filigranes Bouquet mit Kirschen und Himbeeren. Frischer und fruchtiger Auftakt. Dieser Pinot ist klassisch, spannungsvoll und mit feinkörnigen Tanninen versehen. Die Spannung und die Gerbstoffe sind im Einklang und sorgen für ein optimales Rückgrat. Ein frischer und saftiger Pinot Noir mit anhaltendem Abgang. 2020-2026 88/100
Syrah de Fully 2017
Violette Farbe. Recht intensives Bouquet, das Ausbau, Gewürze und Beeren bestens vereint. Im Gaumen ist der Wein saftig, schmackhaft und gut von seinen Tanninen unterstützt. Letztere sind jung, noch etwas kantig, aber in der Lage, mit der Säurestruktur zu harmonisieren. Erfrischendes Finale. 2020-2037 89/100
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