13 Okt. Clos Maïa: ebenso packende wie überzeugende Weine
Die Weine von Géraldine Lavals Clos Maïa ohne Vorankündigung zu verkosten, gleicht sozusagen als bekäme man morgens beim Wachwerden eine Ohrfeige aus dem Nichts.
Alles hatte ja gut angefangen
Wie das Sprichwort sagt, sieht man sich zweimal im Leben. Géraldine und Beckustator haben sich eineinhalb Mal gesehen (wobei die Hälfte dem ersten verpassten Termin gewidmet ist, aber aus diplomatischen Gründen werde ich nicht präzisieren, von wem). Außerdem stammt die Winzerin aus Bordeaux, meiner bevorzugten Weinregion.
Theoretisch musste es gut kommen
Praktisch auch. Ein Beispiel dafür ist der Werdegang dieser jungen Frau aus Bordeaux, die zunächst ein Pharmaziestudium absolviert und dieses für ein BTS (Bachelor of Science) in Weinbau und Weinbereitung in Beaune unterbricht.
Es folgte ein Praktikum bei Olivier Leflaive, wo sie sogar einige Weißweine keltern durfte; das ist wohl ein Teil der Erklärung bezüglich der bemerkenswerten Weissweine. Anschließend kehrt sie nach Bordeaux zurück, wo sie ein Nationales Diplom als Önologin erlangt.
Die Terrases du Larzac schlagen wieder zu
Die frischgebackene Önologin macht sich auf den Weg ins Languedoc, um die Terrasses du Larzac bzw. ihre kalkreichen Böden zu erkunden. Géraldine Laval ist von der Kraft der Terroirs beeindruckt und begreift, was auf dem Spiel steht, welches Potenzial die Böden haben.
Sie, die in Burgund einige prestigeträchtige Cuvées vinifizieren konnte, versteht, dass es hier Substanz gibt, um große Weine zu produzieren!
Im Herzen des Cirque de Labeil
Im Jahr 2008 erwirbt sie 3 ha in Lauroux und Poujols. Heute umfasst das Weingut 6 ha und arbeitet nach biodynamischen Richtlinien. Und der Name Clos Maïa? Nun, nein, Géraldines Freunde aus der Kindheit hießen weder Willy, Flip, Max oder Maja.
Also muss man für den Namen woanders suchen, und in diesem Fall springt die Verbindung zwischen Labeil (l’abeille, bzw. Biene) und Maïa fast ins Auge, unabhängig davon, dass beide Nektar produzieren!
Atemberaubende Weißweine
Zwar konnte ich einige großartige Weißweine aus dem Languedoc probieren. Ich muss aber gestehen, dass ich den Wirbelsturm nicht kommen sah! Ich saß (zum Glück) gemütlich mit einem Glas und einer Winzerin vor mir und wollte einfach einen Weißwein kosten… was mir vor meiner langen Reise zu den Primeursproben in Bordeaux sehr gelegen kam.
Und da wurde ich, ohne weder den Werdegang von Géraldine Laval noch die Besonderheiten ihrer Terroirs zu kennen, von einer polarisierenden, herausfordernden, destabilisierenden und spannenden energetischen Kollektion mitgerissen! Nun tat ich was, meiner Meinung nach, in einer solchen Situation angebracht ist: Schweigen und Gefühle aufschreiben. Die Weine habe ich noch mehrere Tage lang nachverkostet, um wirklich sicher zu sein 😉
Ich freue mich schon darauf, im nächsten Jahr weitere Jahrgänge zu verkosten. Für mich war es eine Sternstunde der Weinverkostung, und ich bin überzeugt, dass man noch viel über Clos Maïa und Géraldine Laval sprechen wird.
Rotwein (Grenache)
Clos Maïa 2009
Weinberge in einer Höhe zwischen 350 und 420 m in Lauroux und Poujol auf tiefen, sehr kalkhaltigen Böden, aber ohne aktiven Kalkstein. Ausbau in 5 hl-Halbfässern (20 hl-Fässer ab 2010, später ergänzt durch ein zweites von ebenfalls 20 hl).
Schöne Fruchtintensität mit Nuancen von Sauerkirschen und Himbeeren, die von feinen Pralinés-Noten ergänzt werden. Im Auftakt leicht cremig, zeigt der Wein einen mundenden Charakter und verfügt über kräftige, saftige Tannine, die ab der Gaumenmitte zur Geltung kommen und ein ausgezeichnetes Fundament bieten. Ein kräftiger, ausdrucksvoller und mundwässernder Wein! Jetzt – 2029 90/100
Clos Maïa 2017
Subtiles Bouquet mit Nuancen von Lebkuchen, Cacaobohnen und Kirschen. Der Wein hat eine gute Dichte und verdankt seine Kraft kompakten, straffen, aber saftigen Tanninen. Er braucht ein wenig Zeit, um präzise Züge zu zeichnen, um seine Kraft und unter anderem sein anhaltendes Finale zu betonen.
Ein großer Wein, der nur seine Ambitionen unterstreicht, die der Zeit und nicht nur dem Augenblick gewidmet sind. Jetzt – 2032 90-92/100
Clos Maïa 2022
Schöne Fruchtintensität mit Nuancen von Sauerkirschen und Himbeeren, die von feinen Pralinés-Noten ergänzt werden. Im Auftakt leicht cremig, zeigt der Wein einen mundenden Charakter und verfügt über kräftige, saftige Tannine, die ab der Gaumenmitte zur Geltung kommen und ein ausgezeichnetes Fundament bieten. Ein kräftiger, ausdrucksvoller und mundwässernder Wein! Er verdient etwas Kellerreife. 2026-2037 93/100
Weissweine
Clos Maïa 2014
Roussanne, Grenache Gris, Chenin Blanc, Terret Bourret
Cuvée aus Reben, die auf rotem Sandstein wachsen. Reifung in 500-l-Halbfässern während eines Jahres. Herrliches Bouquet! Seine Komplexität zeichnet sich durch seine Mineralik mit Noten von nassen Steinen sowie Nuancen von weißem Pfeffer ab. Mit Luft offenbart es Aromen von gelbfleischigen Früchten, Birnen und Lindenblüten. Das hört nicht mehr auf, kurz gesagt!
Am Gaumen hat der Wein ein wenig Fülle, aber auch Spannung, Salzigkeit sowie eine ausdrucksvolle Aromatik bis zum Finale. Ein charakterstarker Wein; er ist strukturiert, lebhaft, langanhaltend und in bester Verfassung! Jetzt – 2034 96/100
Clos Maïa 2022
40% Grenache Gris, 40% Chenin Blanc, 20% Roussanne
Blumiges und mineralisches Bouquet mit Noten von Feuerstein und Akazienblüten, ergänzt durch einen Hauch von Pfeffer und Caramel (wahrscheinlich gesalzen…). Nach einigen Minuten gewinnt die Mineralik eindeutig die Oberhand. Am Gaumen hat dieser mundende Wein Spannung und Temperament, während elegante Bitternoten das Finale nicht nur stützen sondern auch strecken. Ein tonischer und facettenreicher Wein, der einem Seiltänzer würdig ist und sich in dem sehr trockenen Umfeld des Jahrgangs hervorragend behauptet. Jetzt – 2035 95/100
Kontakt
Clos Maïa
49 Grand Rue
34520 La Vacquerie-et-Saint-Martin-de-Castries
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