Weinbewertungen und ihre Schattenseiten - yvesbeck.wine

Auf den Punkt gebracht ? Weinbewertungen und ihre Schattenseiten

Ist Yves Beck in der Position, über zu hohe Weinbewertungen zu sprechen, während er erst kürzlich mehr als 10 mal 100/100 an renommierte Bordeaux-Weine vergeben hat? Ja, denn die meisten von ihm vergebenen Punkte liegen zwischen 85 und 89/100 (49%). Siehe die Statistiken am Ende dieses Artikels.

Skala zwischen 90 und 100 Punkte

Die Dynamik der 100er Skala wird immer kleiner und kleiner. Weinbewertungen unter 85 sind selten und unter 80 nicht mehr vorhanden. Auch wenn diese Skala auf 100 basiert, kann sie nicht mit Prozentsätzen verglichen oder gleichgesetzt werden, denn im Alltag gelten 70% korrekter Antworten, zum Beispiel für eine Schulprüfung, als durchaus akzeptabel! Dies entspricht einer Quote, bei der davon ausgegangen wird, dass ein ausreichender Teil des Lernstoffs für die Verwendung im Alltag beherrscht wird.

Weniger als 90 ? Uninteressant

Der Markt hingegen funktioniert nicht auf der Grundlage von Leistungen oder Zufriedenheit ab 70%. Der Markt muss ständig wachsen und es gibt keine wirklichen Grenzen, während die Bewertungsskala eine sehr reale, unveränderliche Grenze hat, da sie auf 100 festgelegt ist. Angesichts des bestehenden Wettbewerbs in der Weinwelt, wie auch in vielen anderen Sektoren, haben die Marktteilnehmer keine andere Wahl, als die Auswahlkriterien zu erhöhen; außerdem sind Weinbewertungen von 90/100 im Weinsektor, in dem die Punkte eine vorherrschende Rolle spielen, fast normal geworden.

Négociants, Händler und deren Einkäufer neigen tendenziell dazu, Weinbewertungen ab 92/100 und mehr zu berücksichtigen. Die Dynamik der 100er Skala wird damit auf 8 Punkte reduziert!

Gold oder Silber ?

Die Punkte, die den Weinen verliehen werden, spielen eine wesentliche Rolle in der Welt des Weins, genauer gesagt bei Konsumenten, Weinamateuren und, vor allem, im Großhandel. Heutzutage ist es durchaus üblich, prestigeträchtige Weine sowohl im Fachhandel als auch in Supermärkten zu finden. Letztere verwenden die Bewertungen und Auszeichnungen die dem Wein zugeschrieben werden kommerziell, ebenso wie Weinhändler und Fachhändler.

Dennoch, während die Punkte immer höher werden, gewinnen die Gold- und Silbermedaillen an Bedeutung; sie stellen ein einfaches und rationales System dar, das der Durchschnittsmensch ohne weiteres verstehen wird. Gold ist sehr gut, Silber ist gut. Letztendlich ist eine Medaille gut, so oder so, ohne Wenn und Aber.

Die Frage, die nicht gestellt werden sollte

Ab wie vielen Punkten erhält ein Wein eine Medaille? Nun, um eine Medaille zu verleihen, braucht es Punkte, nicht wahr? So bewerten Juroren Weine, meistens anhand einer 100er Skala. Die OIV (Internationale Organisation für Rebe und Wein) hat bestimmte Regeln für die Vergabe von Medaillen festgelegt. So können nur 30% aller bei einem Wettbewerb präsentierten Weine eine Medaille erhalten.

Es ist üblich, dass Weine, die 89/100 oder mehr erreichen, Gold erhalten. Die Anzahl der Weine, die Silber erhalten, wird dann durch ein Limit definiert, das je nach den erhaltenen Punkten variiert, um die Quote von 30% nicht zu überschreiten.

Ja, Sie haben richtig gelesen, 89/100 reichen aus, um eine Goldmedaille zu erhalten. Während die Händler, die Käufer, uns erklären, dass die Punkte erst ab 92/100 interessant werden, werden die Goldmedaillen ab 89 und mehr vergeben, was durchaus sinnvoll erscheint, denn man kann davon ausgehen, dass ein Weinbetrieb dessen Wein mit 89% bewertet wird, sein Thema doch gut beherrscht!

Der Nachteil bei all dem? Ein Wein mit 89 und ein Wein mit 95, haben eine Goldmedaille. Ok, aber mit 92/100 oder mehr hat der Wein Anspruch auf eine „große“ Goldmedaille. Klingt irgendwie etwas kompliziert, denn jetzt spielt also nicht nur die Farbe der Medaille sondern ihre Größe eine Rolle. Na gut, kein System ist perfekt.

Die hohen Bewertungen entsprechen nur den Erwartungen der Entscheidungsträger

Es sind weder Verbraucher noch Kritiker, die darum bitten, Weine mit 92 oder mehr Punkten zu bewerten. Es sind in der Tat diejenigen (Käufer, Händler) die Weine kaufen und auf den Markt bringen, denn Punkte haben sich für einige zum einzigen kommerziellen Instrument, das sie zu nutzen wissen, entwickelt.

Es liegt an uns, den Weinkritikern, uns nicht in diese Spirale hineinziehen zu lassen. Die Weinproduzenten sollten auch über ihre Positionierung und Reaktion auf eine Weinbewertung nachdenken, aber sie befinden sich natürlich auch in einer Spirale, in der das Gesetz der Märkte ein fast unvermeidliches Argument ist.

Bewertet yvesbeck.wine zu hoch?

Glauben Sie mir, ich stelle mir diese Frage jeden Tag. Beratende Önologen meinen oft, dass ich zu streng bewerte. Einige Weingüter natürlich auch! Einige Kollegen und Weinfreaks finden, dass ich zu hoch bewerte. Was ist mit mir, in all dem? Nun, ich erkläre täglich, dass 88/100 eine gute Weinbewertung ist. Und ich habe nicht die Absicht, meinen Standpunkt zu diesem Ansatz zu ändern.


Skala zu den Weinbewertungen von yvesbeck.wine

81-84 durchschnittlich bis ok

85-89 gut bis sehr gut

90-94 ausgezeichnet bis außergewöhnlich

95-99 hervorragend bis genial

100 überwältigend, Emotionen pur


Statistik zu den Weinbewertungen von yvesbeck.wine über Arrivages Bordeaux 2016

Weine mit einer Bewertung zwischen 80 und 84: 3%

Weine mit einer Bewertung zwischen 85 und 89: 49%

Weine mit einer Bewertung zwischen 90 und 95: 41%

Weine mit einer Bewertung zwischen 96 und 100: 7%


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